Freitag, 28. Dezember 2012

#9

Endlich Wochenende! Ich freue mich auf wohlverdiente Ablenkung. Die letzten Tage waren anstrengend und für meinen Geschmack viel zu voll mit dem ganzen "Piep Piep Piep, Wir haben uns alle lieb"-Getue. Dennoch habe ich sie einigermaßen gut überstanden. Darauf werde ich noch heute trinken. Aber ich muss aufpassen, denn letztens verlor ich fast die Kontrolle. Dieses Mal jedoch ausnahmsweise nicht über meinen Magen, sondern über meine Hände. Das kommt nach ein paar Gläsern Jack Daniels mit Cola in letzter Zeit öfters vor. Es ist, als würde mein Verstand aussetzten wenn meine Finger fast mühelos über den zerkratzten IPhone-Bildschirm gleiten. Dann suche ich deinen Namen in meiner Kontaktliste und starre kurze Zeit darauf. "letzter Kontakt 22:38", es scheint verschwommen, trotzdem beobachte ich die Buchstaben. Ich warte auf das ersehnte "schreibt..", aber leider vergeblich. Inzwischen ist es schon 02:05 Uhr. Vielleicht schläfst du schon oder du bist bei ihr und hast jetzt besseres zu tun als in WhatsApp auf online zu sein. Ich habs: wahrscheinlich schläfst du bei ihr, bestimmt sogar gerade mit ihr. Ja, so wird es sein. Es macht mich traurig, hält mich aber keineswegs davon ab, etwas schwer zu entzifferbares in das kleine Textfeld zu tippen. Ich schicke es nicht ab, denn ich habe zu viel Angst vor deiner Antwort. Wenn ich eins gelernt habe, dann, dass man sich einige Fragen verkneifen sollte, wenn man weiß dass man die Antwort vielleicht nicht ertragen könnte. Dabei fand ich es immer besser, mit der Wahrheit verletzt, als mit einer Lüge getröstet zu werden. Was solls, ich habe doch längst so viele meiner Prinzipien über Bord geworfen. Die Frage danach ob du überhaupt antworten würdest, beschäftigt mich viel mehr. Ich schätze nein. Und wenn doch, würden wir nur wieder mit messerscharfen Worten auf uns schießen, um auch das letzte Stückchen Verbundenheit zu zerstören. Gibt es diese denn überhaupt noch? Ich glaube an sie, heimlich und leise. Aber sie hat sich versteckt. Anscheinend sogar sehr gut, denn irgendwie finden wir sie nicht wieder. Ich weiß, Schatz, deine Augen stahlen nun für jemand anderes. Aus diesem Grund lösche ich meine Nachricht.Ich werde dir nicht schreiben, nicht heute Nacht. Einfach weil nichts mehr ist, wie es mal war. Weil nichts mehr ist, wie es sein sollte. Das kann nicht das Ende sein, welches der gute Herr dort oben für uns geplant hat. Ich merke es jeden Tag aufs Neue. Wenn ich ohne dich aufwache und mit dem Zug zur Arbeit fahre. Wenn zum gefühlten dreiundsiebzigsten Mal unser Lied im Radio spielt und auch wenn ich alleine vorm Kamin sitze weil es dort so schön und natürlich warm ist, was du einst so geliebt hast. Sogar wenn ich nach ein paar Gläsern zu viel auf der richtigen Seite im falschen Bett neben einem gutaussehenden Mann aufwache, merke ich wie sehr du mir immer noch fehlst und dass man alles ersetzen kann, bis auf das was man liebt.

Dienstag, 18. Dezember 2012

#8

Gut also, ihr kennt das sicher. In Arbeiten, Klausuren und so, wenn man etwas schreibt und dann kontrolliert man es. Und man denkt so viel drüber nach. überlegt und ist unglaublich unsicher, aber letztendlich verändert man es, obwohl es richtig war. Man macht einen Fehler aus etwas, was vorher perfekt war. Wenn man dann die Klausur zurück bekommt, ärgert man sich kurz, denkt "scheiße gelaufen" und setzt all seine Hoffnung in die nächste. Was aber, wenn du das mit deinem Leben machst? Mit einem Menschen, den du liebst, auf welche Weise auch immer. Mit jemandem, der dir so viel mehr bedeutet als so ein blöder Test. Was, wenn du keine zweite Klausur schreibst? Wenn du keine zweite Chance kriegst? Dann hast du nunmal alles versaut, was so schön hätte enden können. Etwas, was absolut perfekt war und nun unwiderruflich verloren ist!

Donnerstag, 13. Dezember 2012

#7

Diese Tage häufen sich und es scheint, als wollen sie garnicht mehr aufhören. Die Rede ist von diesen Tagen, an denen ich nichts mit mir anzufangen weiß. An denen ich mich am liebsten stundenlang unter meiner hellblauen Bettdecke verkriechen will, um mich vor all dem Ärger dort draußen zu verstecken. Noch besser wäre es doch, wenn ich das alles verschlafen könnte. Ja, einfach einschlafen und erst aufwachen wenn die Welt wieder in Ordnung ist. Das wäre schön! Aber weil das nicht möglich ist, muss ich mich wohl oder übel weiterquälen, mit dem zerreißenden Gefühl versagt zu haben und nicht die Chance zu bekommen, es je wieder gut machen zu können. Und dann ist da noch diese Angst, die Personen, die ich am meisten liebe, zu verlieren. Einige sind schon gegangen und auch die Anderen werden sich verabschieden, nach und nach. Sie geben mir die Schuld daran und wahrscheinlich haben sie Recht denn diese Momente, in denen ich selbst nicht weiß, was mit mir los ist, mich alles anpisst und mich jeder nervt, werden immer öfter zu meinem Begleiter. Vielleicht ist aber auch dieser leise Gedanke nicht gut genug zu sein, nicht nur eine schwache These, sondern die handfeste und schmerzende Wahrheit. Wo kommen all die Zweifel her, die mir ins Herz geschlichen sind und mir in letzter Zeit so viele Fragen stellen? Ich denke nach, doch es ist wie Schaukeln. Zwar bin ich eine Zeit lang beschäftigt, komme aber nach kurzer Zeit nicht weiter. Kann es etwas grausameres geben? Welch anderes Gefühl zerreißt die Menschen so sehr, dass sie sich fallen lassen wollen? Menschen sind stark, oft sogar stärker als sie glauben. Sie halten Trauer und Wut stand, Angst und Misserfolgen. Doch einem kann niemand von uns entrinnen. Der Verzweiflung. Sie kommt leise und schleicht sich in unsere Herzen, umfasst sie mit ihren eisigen Fingern. Wir können ihr nicht entfliehen, genauso wenig wie wir vor uns selbst wegrennen können. Und wenn wir ehrlich sind, wollen wir gar nicht fallen. Wir tun, als wäre uns das alles gleichgültig, doch so ist es keinesfalls. Man sagt, dass man manchmal ein Stück alleine laufen muss, nur um sich selbst zu deutlich zu machen, dass man es kann. Aber es gibt nunmal Sackgassen, in dem Leben jedes Menschens, aus denen er alleine nicht herausfindet. Wir wollen weder fallen noch sterben. Wir suchen jediglich nach jemandem, der uns rettet. Nach dem Menschen, der sieht und liebt, was hinter der Maske ist. Nach dem, dem wir nichts beweisen müssen weil er uns ehrlich schätzt, in guten wie in schlechten Zeiten. Nach dem, der bei uns bleibt und uns lächelnd Hoffnung schenkt, während alle anderen Abstand nehmen. Sag mir, geht es dir vielleicht so wie mir, dass man manchmal einfach nicht mehr weiß wofür?